Es ist ein faszinierendes Phänomen: In vielerlei Umfragen geben wir an, dass uns die Umwelt am Herzen liegt und das der Klimawandel die wohl größte Herausforderung für die Menschheit darstellt. Aus diesem Umweltbewusstsein folgt jedoch nicht unmittelbar, dass wir uns umweltgerecht Verhalten. Das neue Smartphone, die Flugreise nach Südamerika und das saftige Steak sind oft zu verlockend, der Umstieg auf einen Ökostromanbieter zu aufwändig, die Zinsen der Privatbanken zu verlockend. Obwohl wir also wissen, das wir uns der Umwelt und anderen Gesellschaften gegenüber wenig gerecht Verhalten, ändern wir wenig an diesem Zustand. Dieser Vortrag soll einen Überblick darüber geben, welche psychologischen Barrieren die zum Teil doch große Lücke zwischen Umweltbewusstsein und tatsächlichem Verhalten beeinflussen. Ein besonderer Fokus soll dabei auf kollektives Handeln – also unsere Fähigkeit, uns in Gruppen (vielleicht sogar als gesamte Menschheit?) wirksam zu organisieren – gelegt werden.
Dr. Gerhard Reese
Umwelt- und Sozialpsychologe an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Gerhard Reese studierte von 2002 – 2006 an den Universitäten Erfurt, Jena und Canterbury Psychologie und Sozialpsychologie. Er promovierte 2010 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und war seitdem als wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Luxemburg, Leipzig und Jena tätig. In seiner Forschung untersucht er, welche Faktoren umweltbewusstes Verhalten beeinflussen und welche Rolle die Mitgliedschaft in Gruppen für soziale Gerechtigkeit und umweltbewusstes Engagement spielt – Themen, auf die er ebenso in seiner universitären Lehre fokussiert. Dr. Reese ist Mitglied in der Initiative für Psychologie imUmweltschutz e.V. sowie der International Society of Political Psychology. Seine Arbeiten sind sowohl in psychologischen wie auch interdisziplinären Zeitschriften (z.B. Journal of Environmental Psychology, Climatic Change, Environmental Science & Policy) veröffentlicht.