Wer hat Angst vorm Klimawandel? Warum wir uns vor dem Falschen fürchten

Wer hat Angst vorm Klimawandel? Warum wir uns vor dem Falschen fürchten

Prof. Ortwin Renn

Durch neue Technologien, ausgeklügelte mathematische Modelle und immer umfassendere statistische Erhebungen gab und gibt es im Risikomanagement gewaltige Erkenntnisfortschritte. Die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen ist jedoch nicht so einfach, weil Urteile über Risiken oft unangemessen und wenig rational sind. Menschen überschätzen viele eher marginale Risiken und unterschätzen gravierende Bedrohungen.

Dieses Problem ist besonders ausgeprägt bei weltweit vernetzten, nicht linearen Risiken wie sie heute zum Beispiel vom Klimawandel ausgehen oder vom globalen Finanzsystem und der damit eng zusammenhängenden, wachsenden Ungleichheit zwischen Arm und Reich. Die OECD hat dafür unlängst die neue Kategorie der „systemischen Risiken“ eingeführt. Die sogenannten systemischen, schleichenden Risiken werden eher unterschätzt bzw. erhalten nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie plötzlich eintretende, katastrophale Auswirkungen.

Was bedeutet dies für unseren Umgang mit Risiken? Risikomanagement muss sich an einer Balance zwischen Effizienz und Resilienz orientieren. Zudem müssen die Lösungen für die betroffenen Menschen fair sein.

 

Prof. Renn ist seit dem 1.2.2016 Wissenschaftlicher Direktor am Institute for Advanced Sustainability Studies e.V. (IASS) in Potsdam. Darüber hinaus leitet Prof. Renn gemeinsam mit Frau Dr. Marion Dreyer und Frau Agnes Lampke das Forschungsinstitut DIALOGIK, eine gemeinnützige GmbH zur Erforschung und Erprobung innovativer Kommunikations- und Partizipationsstrategien in Planungs- und Konfliktlösungsfragen. Dazu kommen Honorar- und Ehrenprofessuren in Stavanger, Beijing und München.

Am IASS setzt Prof. Renn seine Forschungsarbeiten zu systemischen Risiken und zu Transformationsprozessen in Richtung auf eine nachhaltige Wirtschafts- und Gesellschaftsentwicklung fort. Prof. Renn studierte Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Sozialpsychologie und promovierte anschließend an der Universität Köln. Er arbeitete als Wissenschaftler und Hochschullehrer in Deutschland, den USA und der Schweiz. Er ist Mitglied im Präsidium der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften (Acatech) und im Senat der Berlin-Brandenburger Akademie der Wissenschaften (BBAW). Er gehört zahlreichen wissenschaftlichen Beiräten, Kuratorien und Kommissionen an. Von 2006 bis 2012 leitete er den Nachhaltigkeitsbeirat des Landes Baden-Württemberg und war Mitglied in der von Bundeskanzlerin Angela Merkel berufenen Ethikkommission „Zukunft der Energieversorgung“.