Die Arktis ist einer der Kriegsschauplätze des Klimawandels. Die durchschnittlichen Temperaturen dort sind in den letzten Jahren doppelt so stark gestiegen wie im global Mittel, mit dramatischen Auswirkungen auf das Meereis und den Ozean. Dabei haben die Eisbedeckung des arktischen Meeres und die Temperaturen und Luftströmungen im hohen Norden einen enormen Einfluss auf Klima und Wetter in den gemäßigten Breiten und letztlich auf der ganzen Nordhalbkugel. Nur wenn man die Vorgänge in der Arktis wirklich versteht, wird man abschätzen können, wie sich das Klima künftig entwickeln wird. Um dieses System Arktis zu untersuchen, brach im September 2019 der Forschungseisbrecher Polarstern zum Nordpolarmeer auf. Voll beladen mit wissenschaftlichen Instrumenten und einem internationalen Team aus Forschern wurde die “Alte Dame” im arktischen Eis eingefroren, um auf den Spuren Fridtjof Nansens’ die Arktis zu vermessen. Ein Jahr lang driftete die Polarstern zusammen mit dem Meereis durch den arktischen Ozean, während um sie herum ein Netz aus Messgeräten aufgebaut und betrieben wurde. Doch auch im hohen Norden hinterlies Corona seine Spuren – Reisebeschränkungen im Frühjahr 2020 torpedierten die aufwendigen Logistikpläne, der geplante Austausch von Forscher mit Flugzeugen über eine Landebahn auf dem Eis konnte nicht durchgeführt werden, Versorgungseisbrecher standen nicht mehr zur Verfügung. Wie die Expedition trotzdem weiter gehen konnte, und was die Wissenschaftler auf ihrer Reise erlebt haben, berichtete Dr. Kirstin Schulz 28.04.21.
Dr. Kirstin Schulz
Dr. Kirstin Schulz ist Physikalische Ozeanografin und untersucht Vermischungsprozesse im arktischen Ozean. Sie hat 2013 ihren Master-Abschluss in Angewandter Mathematik an der TU Clausthal gemacht, danach in Rostock am Institut für Ostseeforschung promoviert und mehrere
Jahre in den Niederlanden gearbeitet. Derzeit forscht sie am Alfred Wegener Institut in Bremerhaven. Im Sommer 2020 entfloh sie zusammen mit etwa 100 anderen Wissenschaftlern der Pandemie und verbrachte 4 Monate mit dem Forschungseisbrecher Polarstern im Nordpolarmeer, um während der MOSAiC-Expedition den arktischen Ozean zu vermessen.
Foto: Jolan Kieschke